Die Geschichte des Widerstandes
Indigene Widerstandsbewegungen im Cauca
Antonia Polheim, Maren Schumann, Nadine Boehnert
Geschichte des Widerstandes
Der Widerstand der Indigenen in Kolumbien hat mit über 500 Jahren eine lange Geschichte der Unterdrückung, Marginalisierung und Verfolgung vom Staat und anderen mächtigen Gesellschaftsgruppen. Der Anfang des Widerstandes wird mit dem Beginn der Kolonialherrschaft datiert. Die Invasion der spanischen Krone 1535 zwang die Indigenen sich zur Wehr zu setzen, da ihre Territorien und ihr eigenes Wohl in Gefahr war (vgl. Summereder 2012: 36). Im Zuge der Kolonialherrschaft und dem zunehmenden Vordringen ins Landesinnere, in denen die Indigenen lebten, versuchten die Kolonialist*innen den Indigenen ihre eigenen Werte, Sprachen und Religionen aufzuzwingen (vgl. Lara 2019: 11). Wie in vielen anderen Ländern führte die Besetzung durch eine Kolonialherrschaft, insbesondere im Landesinneren, auch in Kolumbien zu einem hohen Verlust der einheimischen Bevölkerung. Krankheiten, aber auch gezielte Auslöschung der indigenen Bevölkerung dezimierte diese radikal (vgl. Summereder 2012: 36). Der Widerstand der Indigenen war im Laufe der Kolonialherrschaft jedoch nicht immer gleich, sondern veränderte sich. Nach dem zunächst gewaltvollen zur Wehr setzen änderte sich im 17. Jahrhundert die Strategie unter anderem durch Juan Tama de Estrella. Er war einer der wichtigsten Kämpfer des gesamten Volkes Nasa zu der Zeit und ist auch heute noch bekannt. Außerdem stärkte er das Bewusstsein der Nasa für ihre Kultur und Traditionen, da er die Wichtigkeit der Territorien für die Nasa immer wieder hervorhob (vgl. Bonilla 2015: 25). Dieses Bewusstsein führte zu einem Wechsel von Gewalt hin zur Politik. So wählte er “den Dialog mit der spanischen Krone als Überlebensstrategie” (vgl. Summereder 2012: 37). Unzählige Verhandlungen, welche er führte, trugen unter anderem dazu bei, dass die traditionellen Landtitel der resguardos anerkannt wurden. Die “Gesetze des Tama”, welche er vor der spanischen Krone diskutierte, sind bis heute noch manifestiert (vgl. ebd. 37). In diesen “Gesetzen des Tama” steht unter anderem, dass das Territorium der Nasa immer das eigene bleiben soll und verhindert werden soll, dass andere dies in die Hände bekommen (vgl. Bonilla 2015: 28). Heute gelten diese Gesetze eher als Rat zum Fortbestand der Verteidigung ihres Territoriums und ihrer Werte. Nach den Unabhängigkeitskämpfen erlangte Kolumbien 1819 die Unabhängigkeit von Spanien. Trotzdem endete die Unterdrückung der Indigenen nicht und koloniale Praktiken der Unterdrückung wurden weitergeführt und Indigene diskriminiert.
Anfang des 20. Jahrhunderts prägte Manuel Quintín Lame Chantre fundamental die indigenen Widerstandskämpfe. Er gilt bis heute noch als einer der größten Vorkämpfer für den indigenen Widerstand. Gegen die Unterdrückung durch Großgrundbesitzer*innen mobilisierte er indigene Gruppen, um gemeinsam Widerstand zu leisten und Ländereien zu besetzen (vgl. Mäusezahl 2019: 13). Er unterstützte die Gruppen im Kampf für die indigenen Rechte und bereitete sie auf Auseinandersetzungen mit dem Staat vor (vgl. Summereder 2012: 41). Außerdem half er den Indigenen ihre eigenen Lebens- und Organisationsstrukturen aufrechtzuerhalten (vgl. Mäusezahl 2019: 13). Die“Gesetze von Tama”, welche für die indigene Bevölkerung aufgrund der fehlenden Lesekompetenz unzugänglich waren, wurden durch Quintín, welcher der spanischen Sprache mächtig war, erneut bestätigt. Die Gesetze bildeten die Grundlage der folgenden Kämpfe, die die Wiederaneignung der traditionellen territorialen Gebiete anstreben (vgl. ebd. 2012: 41). Die Bewegung änderte ihre Strategie unter Lame und nutze nun mehr politische Mittel, wie Klagen vor Gericht und Beschwerden in politischen Institutionen (vgl. Mäusezahl 2019: 13). Trotz der Repressionen gegen diese Aufstandsbewegung blieben die Ideen von Lame in ihrem Kampf enthalten (vgl. Drexler 2010: 36). Auch in den Jahren danach kam es weiterhin zur Unterdrückung durch unterschiedliche Akteure: Dem Staat, anderen Gesellschaftsgruppen und den Paramilitärs. Bis heute gibt es aktive Bewegungen, die vielfältige Ziele anstreben und unterschiedliche Formen des Protestes annehmen. Bekannte Mobilisierungsformen der Indigenen sind beispielsweise die Liberación de la madre tierra und die Minga, welche wir besuchen durften.