Organisation der Indigenen

Organisation der Indigenen

Organisation der Indigenen

Der Consejo Regional Indigena del Cauca (CRIC) wurde am 24. Februar 1971 in Toribio gegründet. Die CRIC ist die erste indigene Organisation Kolumbiens, an derer Gründung sich später andere indigene Organisationen orientiert haben. Der Indigenenrat der CRIC entwickelte einen Arbeitsplan mit mittlerweile neun Punkten, die teilweise schon von Juan Tama publiziert wurden. Diese sind die Zurückeroberung des Landes, die Ausweitung der resguardos, die Verstärkung der cabildos indigenas (Organe der örtlichen Selbstverwaltung), das Beenden der Landpachtzahlung, die Bekanntmachung und gerechte Umsetzung der Rechte für die Indigenen, die Verteidigung der indigenen Geschichte, Sprache und Bräuche, das Einsetzen indigener Professor*innen, die Verstärkung der gemeinschaftlichen Betriebe und die Verteidigung der natürlichen Ressourcen der indigenen Territorien (vgl. Summereder 2012: 42f.). Durch die Gründung der CRIC konnten klare Strukturen zur Vernetzung der Indigenen geschaffen werden, durch welche der Prozess der Widererlangung ethnischer und kultureller Identität eine starke Basis hat (vgl. Bonami 2007: 16). Zudem entstanden sieben große lokale Projekte in den comunidades im Nordcauca. Daraus wurde 1994 in Absprache mit den cabildos und den Vertreter*innen der Projekte die Asociacion de Cabildos Indigenas del Norte del Cauca (ACIN) gegründet. Die ACIN hat ihren Sitz im Norden des Caucas, in Santander de Quilichao. Es werden 14 resguardos und 16 cabildos indigenas unter der ACIN zusammengefasst. Die ACIN arbeitet an dem kollektiven Traum, dem Plan de vida. Der Plan de vida ist ein Konzept, welches „die Harmonie zwischen allen Lebewesen und ein Leben in Frieden und Würde beinhaltet“ (vgl. Summereder 2012: 44f). Dazu werden auf Kongressen und Mingas (siehe Minga) Entscheidungen getroffen, Informationen bekannt gegeben und anstehende Aufgaben verteilt. Dieses Vorgehen ist als friedlicher Widerstand der nördlichen Cauca-Region bekannt, auch wenn er stets durch bewaffnete Konflikte der Region gefährdet ist. Die ACIN ist eine direkte Anlaufstelle der Nasa im Norden des Caucas, da durch diese eine spezifische Auseinandersetzung mit diversen Bereichen und Problembearbeitungen ermöglicht wird. Zudem ist die ACIN der CRIC direkt unterstellt, um deren Forderungen umsetzen zu können (vgl. ebd. 2012: 44f.).

Die Verfassung von 1991


In die Verfassung von 1991 wurden erstmals die Rechte von indigenen Völkern und Afrokolumbianer*innen aufgenommen. Zudem waren drei Vertreter*innen indigener Völker an diesem konstitutionellen Prozess beteiligt, was zuvor noch nicht der Fall war. Zu diesen drei Vertreter*innen zählten ein/eine Vertreter*in der Organization Nacional Indigena de Colombia (ONIC), ein/eine Vertreter*in der Alianza Indigena de Colombia (AICO) und ein/eine Vertreter*in der CRIC. In dieser Verfassung wurde auf Forderungen der indigenen Völker eingegangen und auf Rechte, für die sie sich seit über 500 Jahren eingesetzt hatten (vgl. Summereder 2012: 48f.). Eine bedeutende Folge der Konstitution ist es, dass die Indigenen als erste Siedler*innen anerkannt und nicht mehr ignoriert werden (vgl. ebd. 2012: 51).

Folgende Ziele wurden unter anderem in die Konstitution vom 4. Juli 1991 gesetzt:

  • „Das Recht darauf, als Völker mit eigener Kultur in einem als pluriethnisch und multikulturell anerkannten Land zu existieren und anders sein [..];
  • Das Recht auf territoriale Autonomie mit der Konvertierung der indigenen Territorien in territorialen indigenen Entitäten [..];
  • Das Recht auf politisch-administrative Autonomie mit eigenen Autoritäten [..];
  • Das Recht auf umweltökonomische Autonomie mit Politiken und Plänen eigener Entwicklung [..];
  • Das Recht auf juristische Autonomie eigener Rechtsprechung [..];
  • Das Recht auf kulturelle- und Bildungsautonomie [..];“ (Verfassung 1991; 2012: 49).

Zur gelingenden Umsetzung dieser niedergeschriebenen Verfassung setzte die CRIC zunächst die Bevölkerung über die neu erlangten Rechte in Kenntnis, um daraufhin Gesundheits-, Bildungs- und Fortbildungsprojekte zu bilden, mit denen sie vor dem Staat vertreten seien konnten. Darauf aufbauend wurden Senatoren*innen, Vertreter*innen der Kammer, Bürgermeister*innen, Abgeordnete und Stadträte*innen gewählt. 2000 wurde Taita Floro Tunubala als erster Indigener Lateinamerikas für zwei Jahre zum Landrat gewählt (vgl. ebd. 2012: 50). Seitens der Regierung blieben die unterzeichneten rechtlichen Abkommen jedoch meist unerfüllt. Daraufhin organisierten die Indigenen des Cauca im resguardo La Maria 1999 eine Mobilisierung, bei der sich tausende von Indigenen für 11 Tage versammelten und die Panamericana blockierten. Die Blockade wurde aufgelöst, als der Vizeminister das Dekret 982 (Vereinbarung über Investierungen in Territorium, Umwelt, Gesundheit, Bildung) unterzeichnete, was seit 10 Jahren seitens der Regierung unerfüllt geblieben war (vgl. ebd. 2012: 50f.). Ein wichtiger Faktor der Verfassung war die Gegebenheit, das Indigene ihre Rechte gegenüber dem Staat durch legale Instrumente einfordern konnten, wodurch der erste Schritt Richtung Partizipation geschaffen wurde. Besonders die Tutelaklage, welche das Recht bestimmt, eine einstweilige Verfügung einzulegen, ist für die indigenen Völker von Bedeutung. Dadurch wird sichergestellt, dass sie vor dem Realisieren von Projekten auf ihren Territorien konsultiert werden (vgl. ebd. 2012: 51).

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