Kritische Reflexion des Besuches

Kritische Reflexion des Besuches

Kritische Reflexion des Besuches

Eine der größten Steinkohletagebauminen der Welt zu besichtigen ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Von den beiden uns zur Seite gestellten Mitarbeitern haben wir viele Informationen über die Mine und deren Abläufe erfahren. Zu Beginn im Infozentrum gab es erstmal einen groben Überblick über die Geschichte und statistischen Daten der Mine, z.B. wann wer die Mine besessen hat, wie viel Kohle abgebaut wird und wie viele der Mitarbeiter Wayuu sind. Hier ist alles sehr modern und attraktiv gestaltet und es sind viele positive Fakten zu der Mine zu lesen. Bei unserem Besuch hatten wir leider nicht die Möglichkeit, eine aktive Kohlegrube zu besuchen, sondern sind nur zu einer fast ausgeschöpften Grube gefahren, bei welcher man nur sehr wenig Einblick in den eigentlichen Abbau bekommen hat. Einen größeren Teil unseres Besuchs haben die Stationen im Renaturierungsgebiet und beim Fauna Rehabilitationszentrum eingenommen, in welchen hauptsächlich die positiven Aktionen der Mine vorgestellt wurden.

Die Mine weißt bereits in ihrem Namen „El Cerrejón – Minería Responsable“, übersetzt „El Cerrejón – verantwortungsbewusster Bergbau“, darauf hin, dass sie großen Wert darauf legt verantwortungsvoll zu handeln. Auf den ersten Blick sieht es auch danach aus. Es werden verschiedene Maßnahmen getroffen, um die Staubentwicklung einzudämmen, und die Luftverschmutzung wird auf dem Gelände und in den umliegenden Gemeinden gemessen. Das Problem dran ist nur, dass sich in Gesprächen, die wir mit Mitgliedern von umliegenden Gemeinden geführt haben, herausgestellt hat, dass es in diesen Gemeinden teilweise niemanden gibt, der die Messstationen bedienen kann (siehe Umsiedlung der afrokolumbianischen Gemeinschaft Roche und Tamaquito).

Während die Mine die derzeitige Lage der umgesiedelten Gemeinden als sehr positiv darstellt, wurden bei Gesprächen mit diesen deutlich, dass es an vielen Punkten mangelte. Laut der Mine haben alle umgesiedelten Gemeinden einen dauerhaften Zugang zu Wasser durch ein Wasserkraftwerk, die Betroffenen sprechen jedoch von nur ein bis zweimal pro Woche (siehe Tamaquito).  

Bei Nachfragen zum Thema der Gemeinde Roche und deren Problemen (siehe Roche) wurde daraufhin gewiesen, dass dies die erste Umsiedlung einer Gemeinde war und daraus für spätere Umsiedlungen gelernt wurde. Auf die Frage nach der hohen Luftverschmutzung in Roche bekamen wir als Antwort, dass die Gemeinde hinter Barrancas liegt und dementsprechend nicht so stark betroffen sei. Die mangelnde Stromversorgung wird damit gerechtfertigt, dass die Menschen vorher auch keinen Strom hatten. Auf die Kritik der Gemeinde, dass die finanzielle Hilfe mittlerweile eingestellt wurde, wurde geantwortet, dass diese von vorneherein lediglich als eine Art Starthilfe gedacht war und es nicht möglich sei, die Gemeinden auf Dauer zu finanzieren.

Zum Thema der gesundheitlichen Auswirkungen des Abbaus wurden uns von Seiten der Mine sehr wenige Informationen gegeben. Die Mine behauptet, dass es bei Angestellten keine von der Luftverschmutzung verursachten Lungenkrankheiten gäbe. Als einzige Auswirkungen der Arbeit in der Mine werden Rückenprobleme und durch die schweren Maschinen verursachte Beschwerden genannt. Bei der Gewerkschaft Sintracarbon und in verschiedenen Studien ist jedoch nachgewiesen, dass die gesundheitlichen Auswirkungen sowohl für die Arbeiter*innen als auch für Anwohner sehr viel höher sind (siehe Gesundheitliche Belastungen durch El Cerrejón).

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