Die Stellung der Frau in Kolumbien zurzeit des bewaffneten Konfliktes
Die Frauen in der FARC
Carla Kienel
Während unseres Besuchs in der Universidad Externado in Bogotá sowie in dem FARC-Camp in La Elvira beschäftigten wir uns unter anderem mit der Frage nach der Stellung und Rolle der Frau in der FARC.
Gleich am zweiten Tag unserer Reise verbrachten wir einen Tag an der Externado, wo uns die Studentin Juliana Rincón Flórez ihre Thesis („Por ahora, soy de aqui“; dt. „Im Moment bin ich von hier“) über die Mobilisierung von Frauen in der FARC vorstellte. Dabei betonte sie, dass die Frauen mit dem Eintritt in die FARC einerseits den Gefahren des Konflikts und der sexuellen Gewalt ausgesetzt waren, andererseits jedoch erstmals über Rechte und Möglichkeiten verfügten, die ihnen in ihrem vorherigen Leben bislang vorenthalten wurden. Ihr Vortrag bot uns einen umfassenden Überblick über die Ambivalenz dieses Themas und veranschaulichte viele verschiedene Perspektiven, die zum Verständnis der Motive der Frauen und ihrer Rolle in der Guerilla miteinbezogen werden müssen.
Dies ist vor allem daher sehr interessant, da entgegen der stereotypischen Vorstellungen, ausschließlich Männer seien als Kämpfer im Bürgerkrieg beteiligt gewesen, besonders auch Frauen während des bewaffneten Konflikts in Kolumbien, sowie im Zuge des andauernden Friedensprozesses eine bedeutende Rolle spielen. Was sie motivierte in die FARC einzutreten, welche Rolle sie innerhalb der Guerillastrukturen zur Zeit des bewaffneten Konfliktes übernahmen und inwieweit sie geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt waren, wird nun im Folgenden näher thematisiert.
Die Stellung der Frau in Kolumbien zurzeit des bewaffneten Konflikts
Hinsichtlich der allgemeinen Position der Frauen in Kolumbien lässt sich zu Beginn festhalten, dass sie aufgrund der in der Gesellschaft tief verwurzelten patriarchalen Strukturen häufig mit Benachteiligungen zu kämpfen haben. Während sozioökonomische Aspekte die Emanzipation sowie wirtschaftliche Unabhängigkeit erschweren, verstärkt das erhöhte Gewaltpotenzial gegenüber Frauen innerhalb der Gesellschaft die Hierarchien der bereits bestehenden Geschlechterverhältnisse (vgl. ASK Online 2013). Der über Jahrzehnte hinweg herrschende bewaffnete Konflikt trug zudem zu einer Verschärfung dieser Situation bei. So wurde häufig neben der Instrumentalisierung von Frauen zur Durchsetzung militärischer sowie strategischer Ziele sexuelle Gewalt systematisch als Waffe eingesetzt (OIDHACO 2013). Darüber hinaus wurden die Erfahrungen der Kämpferinnen im bewaffneten Konflikt besonders von der Gruppierung, der sie angehörten, beeinflusst. Generell prägten „die ideologische Ausrichtung der jeweiligen bewaffneten Gruppierung, [die] strukturelle[n] Rahmenbedingungen [sowie] das individuelle Verhalten der Comandantes (Kommandanten) die Situation [der] Frauen in den bewaffneten Organisationen Kolumbiens zwischen Gleichberechtigung und Diskriminierung“ (Hörtner 2012).